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Wie sich Lichttheorie auf Fotos praktisch umsetzen lässt

Übersicht

Fotografie ist die Kunst des Zeichnens mit Licht – das zumindest bedeutet der Begriff Fotografie ins Deutsche übersetzt. Doch welche Bedeutung hat das namensgebende Licht eigentlich abseits seiner physikalischen Messwerte für die Fotografie?
In diesem Überblick widmen wir uns unterschiedlichen Lichtqualitäten und Lichtquellen und verraten Ihnen, wie Bilder ins rechte Licht gerückt werden.

Crashkurs Licht - die wichtigsten Qualitäten von Licht und Schatten verstehen

Grundsätzlich nehmen Kameras Licht anders wahr als das menschliche Auge. Selbst ein Kamera-RAW bietet mit seiner erhöhten Kontrastreichweite nicht annähernd so viel Raum zwischen Licht und Schatten wie das menschliche Auge. Die Kontraste sind auf einem Foto also stets etwas erhöht und das Gefälle zwischen Licht und Schatten größer. Für Fotos muss also anders ausgeleuchtet werden, vor allem bei sehr harschen Kontrasten. Physikalisch gilt dabei, dass Licht sich von seinen Quellen aus als Strahl ausbreitet. Eine Glühlampe strahlt etwa in alle Richtungen, ein LED-Panel oder eine Softbox hingegen beschränken die Strahlrichtung, die Sonne hingegen wirft parallele Strahlen (streng genommen parallel wirkende) und jede Oberfläche, die nicht rein schwarz ist, wirft etwas Licht zurück.

Licht leuchtet also auf Fotos nicht nur Flächen aus, sondern hüllt andere Flächen auch in Dunkelheit, da die Kamera auf einen bestimmten Wert belichtet werden muss. Wie die Belichtung im Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit erreicht wird, wirkt sich auch abseits der Belichtung auf die Bildgestaltung aus.

Hartes und weiches Licht verstehen

Hartes und weiches Licht sind zwei unterschiedliche Qualitäten für Licht, die sich durch unterschiedliche Lichtquellen oder Zubehör für ein und dieselbe Lichtquelle erreichen lassen.

Hartes Licht wird direkt auf das Subjekt gerichtet und erzeugt ebenso harte Schatten. Es äußert sich in Form von hellen Weißtönen und harschen Kontrasten, die Kanten werden klar gezeichnet. Diese Form von Licht lässt sich stark modulieren und wird etwa für Spotlights eingesetzt. Klassische Can Lights oder LED-Panels ohne Diffusion erzeugen hartes Licht. In der Porträtfotografie gilt diese Form von Licht oft eher als unerwünscht, kann jedoch stark stilisierte Looks (à la Film Noir) erzeugen und schafft als Kante bzw. Spitze eine elegante Trennung des Subjekts vom Bildhintergrund.

Weiches Licht hingegen erreicht das Bildsubjekt nicht direkt, sondern über eine Diffusion oder eine Reflexion. Klassischerweise werden hierfür Softboxen genutzt oder eine harte Lichtquelle strahlt auf einen Reflektor oder eine weiße Wand. Das Licht verteilt sich dadurch eher, Schatten weichen auf und Kanten verschwimmen. Weiche Lichter werden meist für Beautyfotografie, Porträts und eine malerische Atmosphäre genutzt.
Während die pralle Mittagssonne übrigens sehr hartes Licht wirft, wirkt ein bewölkter Himmel wie eine Softbox und schafft gleichmäßig weiches Licht.

Natürliches Licht und Kunstlicht - mit Farbtemperatur arbeiten

Die Begriffe natürliches Licht bzw. Tageslicht und Kunstlicht sind noch durch längst überholte Technologien geprägt und werden heute ihrer traditionellen Bedeutung entsprechend genutzt. Tageslicht ist kaltweißes Licht wie die Mittagssonne es ausstrahlt, Kunstlicht hingegen ist warmweißes Licht wie es von klassischen Glühlampen aufgrund ihres Wolframdrahtes erzeugt wurde. Entsprechend wird es im Englischen auch Tungsten (für Wolfram) genannt.

Eine moderne LED-Fotoleuchte kann in den meisten Fällen frei in der Kelvin-Zahl eingestellt werden und beherrscht damit Tages- und Kunstlicht, wobei die Lichtquelle natürlich künstlich ist. Die Kelvin-Zahl gibt hierbei die Farbtemperatur an und beeinflusst nicht nur die Lichtfarbe, sondern auch den Weißabgleich in der Kamera. Die Kamera muss also auf die Lichttemperatur des Settings angepasst werden, um neutrales Weiß zu erzeugen.

Problematisch kann diese Anpassung werden, wenn verschiedenfarbige Lichtquellen gemischt werden. Dann nämlich muss entweder auf Tages- oder auf Kunstlicht beleuchtet werden und die übrigen Lichter wirken orange oder rosa. Lichtquellen unterschiedlicher Farbtemperatur zu mischen, sollte daher ausschließlich mit Vorsicht unternommen werden. Eine warmweiße Lampe neben einem offenen Fenster erzeugt ein sehr konfuses Licht. Dieser Effekt kann natürlich auch genutzt werden, generell ist aber eine Abstimmung der Farbtemperatur empfehlenswert, um stimmigere und natürlicher wirkende Bilder zu erzeugen. Für das menschliche Auge ist der Temperaturunterschied zwischen einer Kunstlichtlampe und dem natürlichen Tageslicht nicht so groß, für Kameras ist er allerdings enorm.

Arbeiten mit natürlichem Licht und künstlichen Lichtquellen

Tageslicht als natürliche Lichtquelle ist zum Fotografieren eine großartige Alternative zu elaboriertem Lichtaufbau und teurem Equipment. Die Sonne wirft sehr helles und sehr gleichmäßiges Licht und selbst schattige Orte bieten für Kameras noch großartige Lichtverhältnisse.  Gerade weil die Sonne eine so unvorstellbar große Lichtquelle ist, verteilt sich ihr Licht in der Atmosphäre auf äußerst ästhetische Art und Weise.

Kunstlicht hingegen muss sorgsam aufgebaut und ausgerichtet werden. Von einer flächigen Ausleuchtung über eine Drei-Punkt-Ausleuchtung und Rembrandt-Schatten gibt es viele Möglichkeiten, Porträts auszuleuchten. Für Events oder Produktfotografie bieten sich zusätzliche Optionen, abhängig vom Setting und den zur Verfügung stehenden Lichtern. Selbst für den Einstieg gibt es aber indes großartige Lichtkits mit flexiblen LEDs, die sehr angenehmes Licht bieten. Besonders empfehlenswert sind Softboxen für weiches Porträtlicht, Ringlichter für einen mühelosen Beauty Look, Panels für eine klare Lichtrichtung und Reflektoren, um Schatten aufzuhellen.

Die Tageszeit macht den Unterschied

Wer mit Tageslicht arbeiten möchte, sollte unbedingt entsprechend vorausplanen. Denn die sogenannte Golden Hour ist nicht ohne Grund bei Fotograf*innen beliebt. Wenn die Sonne besonders tief steht, müssen die Sonnenstrahlen sehr viel Atmosphäre durchqueren. Dadurch wird das Licht wärmer und weicher, so entstehen auch die Farben für Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Sowohl als Führungslicht wie auch als Spitze eignet sich das Sonnenlicht dann besonders gut und schafft zwei Mal am Tag einen magischen Look. Auch die blaue Stunde (vor der morgendlichen und nach der abendlichen Magic Hour) schafft dynamische Bilder mit weichen Kontrasten und einem lebendigen Look.

Ein bewölkter Himmel mag im Alltag nur wenig Freude spenden, doch ist für Fotos optimal. Die Wolkendecke weicht als riesige Softbox Kontraste auf und das Licht verteilt sich gleichmäßig und soft.

Unbedingt zu vermeiden sind die Mittagsstunden. Das Licht fällt hier hart und von oben, dies schafft extrem dunkle Schatten, die sich auf Porträts vor allem unter den Brauen und unter der Nase zeigen. Mit schnellen Objektiven und weit offener Blende sind allerdings auch bei dämmrigem Licht oder bei Nacht atemberaubende Bilder möglich. Vor allem stilisierte Fotos, die sich voll und ganz auf Leuchtreklame und Straßenbeleuchtung verlassen mischen Atmosphäre und mysteriöses Licht.

Licht und Fotografie - untrennbar vereint

Fotografie braucht Licht, ob das nun das zufällige Licht des Moments ist oder aber ein sorgsam konstruierter Lichtaufbau. Gerade deswegen ergibt es stets Sinn, sich länger mit dem richtigen Licht zu beschäftigen und verschiedene Dinge auszuprobieren. Bereits kleinste Szenenwechsel können einen merklichen Unterschied machen, Vorhänge sind ein günstiger Weg, hartes Tageslicht aufzuweichen und ein passender Weißabgleich kann den Unterschied machen zwischen amateurhaftem Schnappschuss und gekonnter Inszenierung.

Das Zusammenspiel aus Licht und Schatten kann malerische Bilder erzeugen, das Auge lenken und ist der Schlüsselfaktor bei der Kreation atemberaubender Fotos.

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